Kunsttherapie


"Im Malen bringen wir ein inneres Bild in die äußere Erscheinung und die Anregung dazu nehmen wir aus den Eindrücken der Außenwelt oder aus innerlich aufsteigenden Bildern."

- Hauschka, 1989, S. 51


kunsttherapeutisches arbeiten


Was kommen will, das kommt. Das ist meine tiefe Überzeugung und zugrundeliegende Einstellung, die Motivation, mit der ich an das kunsttherapeutische Arbeiten herantrete. Jede Veränderung, jede Herausforderung kann eine Chance darstellen, sich in seinem Körper und Leben wohl zu fühlen, mehr zu sich selbst zu finden, aus Krisen gestärkt hervorzugehen. Was man nicht ändern kann, kann man annehmen. Was man ändern kann, erfordert Mut, um diese Veränderung tatsächlich zu erwirken. Das eine von dem anderen zu unterscheiden ist hier die Kunst.

 

Die Kunsttherapie geht davon aus, dass das Innere sich im Äußeren durch Bilder und Gestaltungen ausdrückt. Dabei kann im Bild frei probegehandelt werden. Welche Farben und Formen gewählt werden, geben Aufschluss über das Innenleben, denn diese Wahl wird direkt in der Seele getroffen. Diese Handlung im Bild ist auf das reale Leben übertragbar.


Übung in der Kunsttherapie "Farbkreis"
Übung in der Kunsttherapie "Freies Malen"
Übung in der Kunsttherapie "Elementübung Wasser"

Kreative aspekte in der kunsttherapie

das kreative potenzial

Eine künstlerische Begabung oder besondere künstlerische Fähigkeit und somit ein hohes kreatives Potenzial des Patienten sind in der Kunsttherapie zweitrangig. Es besteht kein Anspruch auf Gestaltung eines originellen Kunstwerkes, es soll kein Leistungsdruck entstehen. Niemand benötigt künstlerisches Vorwissen oder Kenntnisse, um an der Kunsttherapie teil zu nehmen. Diese können sogar hinderlich sein, wenn der Teilnehmer an eingeübten Zeichenvorgängen und Prinzipien festhält. Denn "in der Kunsttherapie steht der Prozess des Gestaltens im Vordergrund" (Schottenloher, 1995, 12) und darüber hinaus das Erleben von Gestaltungsmöglichkeiten.

Der gestaltungsprozess

Der Gestaltungsprozess ist das Wichtigste in der Kunsttherapie und als Weg zu sehen, ein entstehendes Werk als "vorläufige Station auf einem Entwicklungsweg" zu verstehen und nicht als losgelöstes Ergebnis eines schöpferischen Aktes. Im Schaffensprozess kommt der Malende in Kontakt mit sich selbst, es ermöglicht ihm Sinn für sein Dasein zu finden und so Selbstsicherheit aufzubauen (vgl. Bachmann, 2002, 23). Schöpferischer Selbstausdruck kann helfen, inneres Gleichgewicht aufzubauen und zu halten, innere Bedürfnisse gestaltend zu bewältigen. Es geht darum, über das Aufzeigen von veränderlichen Gestaltungsmöglichkeiten Krankhaftes in Gesundes umzugestalten, über Einüben von Neuem oder Aufgreifen von Altbekanntem. Die im Prozess angeregten Veränderungen und Neuorientierungen wirken über den künstlerischen Vorgang hinaus auf das Leben ein.

das bild

In der Kunsttherapie stellt das gestaltete Werk ein gemeinsames drittes Element im Dreieck von Therapeut, Teilnehmer und Bild dar. Über das Bild werden innere, unbewusste Bilder und Konflikte nach außen deutlich und verständlich. Es ist der erste Schritt zur Bewusstmachung auf den ein nächster in Form einer Verbalisierung folgen kann. Durch das Gestalten und das Gestaltete erhält der Teilnehmer die Möglichkeit, sich selbst besser kennen zu lernen, die eigenen Grenzen und Möglichkeiten wahrzunehmen. Konflikte können unbewusst malerisch dargestellt werden und vom Therapeuten indirekt über das Bild angesprochen werden. Es schafft im Dargestellten Distanz zum Erlebten und somit eine gewisse Sicherheit für den Teilnehmer.

die umgebung

In einer wohlwollenden, entspannten und geschützten Umgebung ohne Leistungsdruck, wird die Kreativität des Teilnehmers unterstützt und gefördert. In diesem Freiraum/Spielraum, darf der Teilnehmer ohne Wertung frei gestalten. Es gibt kein richtig oder falsch, kein gut oder schlecht, alles darf sein. Das angebotene Material stellt dabei einen Gestaltungs-, Übungs- und Veränderungsraum für den Teilnehmer dar und bedeutet ebenso eine Einladung zum Spielen mit diesem. Im spielerischen Umgang mit unbekanntem Material verringert sich die Angst vor Neuem.

- Auszüge aus der Bacherlorarbeit "Die Rolle der Kreativität in der Kunsttherapie"

von Helen Wissen, 2014


Kunst-Terra-Pie: Dahinter steckt das kunsttherapeutische Workshop-Angebot von Helen Wissen in Süchterscheid (NRW)

Fotos © Annika Wissen